Die Zukunft ist elektrisch? Über den Werbeslogan eines großen Autoherstellers können die Mitarbeiter der USB Bochum GmbH nur schmunzeln. „Bei uns hat die Zukunft der alternativen Antriebe schon vor etwa zehn Jahren begonnen“, sagt Rüdiger Schalla, Abteilungsleiter Technik. Seitdem arbeitet der Bochumer Entsorger konsequent daran, seinen Fuhrpark weiter zu optimieren und die Emissionen zu verringern.
Den Strom für die E-Fahrzeuge bekommt Rüdiger Schalla, Technik-Chef des USB, von den Stadtwerken Bochum.
Eine große Aufgabe, die ohne einen verlässlichen Partner nicht zu schaffen wäre. Den hat der USB in den Stadtwerken Bochum gefunden. Sie stellen dem Entsorger mit Stadtwerkedrive die komplette Ladeinfrastruktur für seine Elektroflotte zur Verfügung: Zwei Schnellladesäulen, acht Ladesäulen und eine Wallbox gibt es auf dem Betriebshof an der Hanielstraße – insgesamt 21 Ladepunkte liefern Ökostrom.
Diese beachtliche Anzahl ist auch nötig – denn bis Ende des Jahres sollen 20 Fahrzeuge des USB entweder als reine Stromer oder als Hybride unterwegs sein. 2010 zog mit einem Kleintransporter der französischen Marke Goupil das erste Elektrofahrzeug auf den Betriebshof, bald darauf folgten zwei Pkw. Die beiden Mitsubishi i-MiEV bringen als Poolfahrzeuge die USB-Mitarbeiter bis heute zuverlässig an ihr Ziel. Potenzial gibt es noch reichlich: „Wir haben insgesamt rund 340 Fahrzeuge und davon sind ein Großteil Nutzfahrzeuge – vom Transporter bis zum Lkw“, sagt Rüdiger Schalla. „Und hier liegt die besondere Herausforderung.“
Dass Hersteller von Lastwagen bei der Elektrifizierung im Hintertreffen sind, liege am zu bewegenden Gewicht und an der Beanspruchung der Motoren. „Nehmen wir ein Abfallfahrzeug: Hier belastet die Hydraulik fürs Leeren der Behälter den Motor zwei- bis dreimal so stark wie das Fahren“, erläutert Schalla. Ein anderer entscheidender Faktor sei der Preis. Ein Lkw braucht einen sehr großen Akku, was ihn sehr teuer macht.
Im Bereich der Lkw-Kipper, der sogenannten Kehrichtsammelfahrzeuge für die Straßenreinigung, werden elektrische Fahrzeuge gar nicht angeboten. Deshalb setzt der USB hier zurzeit auf den Umbau. Der Fahrzeugbauer Orten aus Rheinland-Pfalz lieferte im Frühjahr 2018 den ersten Kipper aus. Aufgrund der positiven Erfahrungen wurden mit Hilfe von Fördermitteln aus dem „Sofortprogramm saubere Luft 2017 – 2020“ des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur weitere Fahrzeuge bestellt. Auch ein Sperrmüllwagen mit elektrisch angetriebenem Aufbau ist in diesem Jahr dank des Förderprogramms im Einsatz.
Für den Kauf weiterer Elektrofahrzeuge hat Rüdiger Schalla ebenfalls Fördertöpfe im Blick. Der Ansturm auf das Geld ist aktuell groß. „Hier können wir zurzeit nicht abschätzen, ob oder in welcher Höhe unser Förderantrag bewilligt wird.“ Der Antrag bezieht sich unter anderem auf den Wasserstoffantrieb – ihm rechnen Forscher ein hohes Potenzial für große Fahrzeuge zu.
Kluge Technik auf dem Betriebshof sorgt dafür, dass das bestehende Stromnetz beim Aufladen stabil bleibt. „Wir setzen beim USB unser intelligentes Lademanagement ein“, sagt Jannis Bär, Leiter Elektromobilität bei den Stadtwerken. Eine Software verteilt die elektrische Leistung automatisch auf die zu ladenden E-Fahrzeuge und vermeidet so Lastspitzen im Netz – das spart Kosten, denn das bestehende Netz braucht nicht verstärkt zu werden. „Das ist für unsere große Flotte eine tolle Lösung“, sagt Rüdiger Schalla.
Auch künftig will der USB, da wo es ökologisch und ökonomisch sinnvoll ist, auf alternative Antriebe umstellen. Der Slogan „Saubermacher“, der auf vielen Müllwagen steht, er gilt künftig auch für die Bochumer Luft.
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